Der Mensch besitzt die Fähigkeit wie kein anderer Lebewesen,
sich auf verschiedenste Lebensumstände und Bedingungen einzustellen. Während
innerhalb des Tierreiches faszinierende
Spezialisierungen zu entdecken sind, Tiere, die sich über lange
Zeiträume an ihr Lebensumfeld angepasst haben, zeichnet sich der Mensch durch
die Fähigkeit aus, lebenslang dazu zu lernen und sich auch innerhalb kurzer
Zeit weiter zu entwickeln. Man betrachte nur einmal die Gestaltung der
menschlichen Hand: während eine Flosse oder eine Tatze relativ eingeschränkt
benutzt werden können, sind die Hände sehr variabel einsetzbar und durch
entsprechend gefertigtes Werkzeug erweitert sich der Handlungsspielraum noch.
Der Maulwurf ist mit seiner ganzen Gestalt an seine Umgebung und Tätigkeit angepasst. Der Mensch wiederum ist fähig, sich durch die ihm gegebene Vorstellungskraft auf die Notwendigkeiten des Lebens einzustellen.
Um sich auf vorherrschende Bedingungen einzustellen,
benötigt es eine wache und differenzierte Wahrnehmungsfähigkeit. Betrachtet man
beispielsweise den Straßenverkehr, so muss sich der Einzelne an die gesetzten
Regeln halten und gleichzeitig seine Umgebung wach beobachten, damit kein
Unfall geschieht. Je besser die Beobachtung vonstattengeht, desto geordneter
wird der Einzelne auf den ganzen Verkehr um ihn herum wirken. Ist man jedoch
unter Stress und nur darauf aus, schnellst möglichst am eigenen Ziel
anzukommen, so wächst die Gefahr einer Kollision durch die mangelnde
Wahrnehmung der Mitmenschen.
Ein anderes Beispiel:
Wenn der Mensch auf Reisen geht, ist es unerlässlich, sich
auf das fremde Land einzustellen, um es wirklich kennenzulernen. Je intensiver
und umfassender die Reisevorbereitung vorgenommen wird, desto leichter wird man
mit dem Land und seinen Bewohnern in Beziehung treten können. Zum einen wird
man sich mit der fremden Sprache beschäftigen, damit die Verständigung mit der
einheimischen Bevölkerung gelingt. Das mutige Anwenden der erlernten
Fremdwörter wird bei den meisten Menschen eine Offenheit bewirken, da sie ein
ehrliches, interessiertes Zugehen darin erkennen können. Weiterhin kann man
sich mit den Gepflogenheiten, der Religion, der Geschichte und insgesamt der
Kultur in einer polaritätsfreien Weise auseinandersetzen. Es geht hierbei weder
darum, die eigene Kultur zu verleugnen, noch diese über eine andere zu stellen.
Durch verschiedene Fragestellungen können gemeinsame Werte oder auch
Unterschiede herausgestellt werden und in der Folge sowohl die eigene als auch
die fremde Kultur in ein besseres Verständnis kommen. Eine auf diese Weise
sorgfältig vorbereitete Reise führt zu einer wachen und differenzierten
Wahrnehmung und weiterhin zu einer großen Lernbereitschaft. Der Mensch lässt
eigene Vorurteile, Emotionen und egoistische Begehrensformen zurück und lernt,
sich wirklich auf den Anderen einzustellen. Wie denkt dieser? Wie fühlt und
handelt er? Das mutige Zugehen auf das zunächst Fremde führt zu wachsender
Empathiefähigkeit und trägt zu Völkerverständigung und Frieden bei.